Bio

Ich wollte immer Schauspielerin werden. Das kündigte ich lange an, bevor ich lesen oder schreiben konnte.

Verkleiden war eine der Lieblingsbeschäftigungen meiner Kindheit. Ich entdeckte damals die Leidenschaft, die mich bis heute antreibt: Mich in eine Rolle versenken, ganz tief reingehen in die Welt eines anderen, darin ungeahnte Erfahrungen machen und mich letzten Endes selbst erkennen.

Später – ich war voller Energie und Bewegungsdrang – konnte ich es mir nicht vorstellen, Schauspiel zu studieren. Die Aussicht, mich mit all diesen klassischen Stoffen zu beschäftigen, erschien mir damals zu kopflastig und schreckte mich ab. Ich tanzte seit meinem sechsten Lebensjahr und war so mit dieser Ausdrucksform verbunden, dass ich mich für eine 3-Sparten-Ausbildung mit Schauspiel, Gesang und Tanz entschied.

Wie bei vielen Tänzern war auch meine aktive Phase nicht von Dauer. Schweren Herzens nahm ich nach einem Knieunfall Abschied und fand Trost bei meiner zweiten Liebe: der Musik und dem Singen. So befreite ich schließlich meinen Körper von all der Enge und Spannung, die er zum Tanzen gebraucht hatte. Als → Sängerin arbeitete ich einige Jahre am Theater, in Showproduktionen und in verschiedenen Bandformationen, bis mich eines Tages mein ursprünglicher Wunsch wieder einholte: Spielen!

Jetzt oder nie, dachte ich, wollte mich endlich den spannenden Geschichten hingeben, die da erzählt werden wollen. Nach all dem Entertainment sehnte ich mich danach, vielschichtige Charaktere spielen: Pur, intim, am besten vor der Kamera, ohne großes Tamtam – weg von dem, was ich schon kannte.

Und so leitete mich die Arbeit mit meinem Coach Sigrid Andersson in der „Tankstelle“ in Berlin-Mitte direkt über zu meinen ersten Dreherfahrungen und ein paar Jahre später schließlich zur erfolgreichen ZDF/teamWorx-Produktion

„Unsere Mütter, unsere Väter“ (“Generation War“, Regie: Philipp Kadelbach), die 2013 mit dem Deutschen Fernsehpreis (Bester Mehrteiler) und 2014 mit der Goldenen Kamera (Bester Fernsehfilm) und dem International Emmy (Best TV Movie/ Mini Series) ausgezeichnet wurde.

Heute bin ich dankbar angekommen in diesem Beruf, in dem man eigentlich nie ankommt. Ich bin glücklich, Teil der Kunstform zu sein, die mich selber immer wieder so in den Bann zieht. Ich darf das Menschsein in all seinen Facetten ausdrücken: Schön und hässlich, stark und zerbrechlich gleichzeitig sein und den Widerspruch feiern.

Foto: David Reisler